Trümmerkarneval

Ruinen bestimmen nach wie vor das Stadtbild, 1949 sind in Düsseldorf bereits 1,5 Millionen Kubikmeter Schutt beseitigt - noch 1950 baut man Karnevalstribünen aus Trümmersteinen. Eine neue Stadtarchitektur muß her, seit 1946 ein Dauerthema der Lieder und Büttenreden. Die Ideen von Stadtplaner Prof. Friedrich Tamms finden indes nicht überall Zustimmung, besonders sein Konzept der neuen Südbrücke verulken die Karnevalisten auf ihre Weise: „Was machst du mit dem Knie, lieber Tamms?" gehört zu den beliebten Parodien der Session 51/52.

Ein spezielles Kapitel im Karneval jener „frühen Jahre" bildet das Verhältnis der Düsseldorfer Jekken zum Rundfunk. Immerhin: Bereits in ihrer ersten Aus¬gabe vom 2. März 1946 berichtet die „Rheinische Post" nicht nur über den Nürnberger Prozeß, sondern auch über das Programm des NWDR. „Mer loosze nit vom Fasteleer“ , am 3. März ausgestrahlt, ist die erste Karnevalssendung in den Rheinlanden nach Kriegsende. Aber es gibt fortan Schwierig¬keiten mit dem Funkhaus. Immer wieder fühlen sich die Düsseldorfer Karnevalisten von Köln vernachlässigt, penibel werden Sendeminuten gezählt. 1947/48 kommt es zu einer barschen Beschwerde der „Düsseldorfer Jonges" bei den Rundfunkredakteuren, Oberstadtdirektor Dr. Walter Hensel reist persönlich zum NWDR, weil angeblich eine Sendung mit den „Spießratze" nach fünf Minuten abgebrochen wurde. Wie sich jedoch herausstellt, haben die Düsseldorfer die vorgegebene Zeiteinteilung nicht beachtet...

Auch später kommt es laufend zu Protesten, z. B. über „ortsfremde" Moderatoren. Als 1950 der Reporter den Müll des Rosenmontagszuges mit den Worten kommentiert: „Was bleibt von Düsseldorf übrig? Ein stinkender Stadtgraben . . ." stehen die Zeichen auf Sturm.

Schon früh versucht der NWDR, durch Karnevalsübertragungen regionale Brücken zu schlagen. Seit 1948 gibt es gemeinsame Wettbewerbe mit Liedern aus Aachen, Köln, Düsseldorf und Münster - wobei die Kölner sich bisweilen recht eigenwillig gebärden, sprich: einfach nicht mitmachen. Und die Jekken gehen auf Reisen. 1951 kommt es zu einem regelrechten „Westpakt der "Narretei", bei dem sich in der Halle Münsterland Karnevalisten aus dem Rheinland und aus Westfalen verbrüdern. „Da brach die münstersche Doppelkorn-Seele durch", und mit rheinischen Liedern sowie Aachener Tanzgarden wurde „die Rindvieh-Halle in einen brodelnden Narrenkessel verwandelt", notieren die „Aachener Nachrichten" am 12.1.1951 nicht ohne Printenpatriotismus. Auch das Düsseldorfer „RheinEcho" jubelt über seine Karnevalisten: „Düsseldorf siegte in der Münsterlandhalle vor 7 000 Hörern!"

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