Boden für blütenreinen Karneval
Und die Hautevolee machte, aktiv wie passiv, fröhlich mit. Wie viele seiner Nachfolger - bis in unsere Zeit hinein -, förderte Oberbürgermeister Wilhelm Marx, unter dem Düsseldorf prächtig gedieh, den Karneval nach Kräften. "Wie in alter Zeit unsere Landesherren, im 19. Jahrhundert die Divisionskommandeure Prinz Friedrich von Preußen, Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmarmgen Lind ihre Nachfolger, die Offiziere der hier garnisoniorenden Regimenter, die Regierungspräsidenten, die Spitzen sonstiger Behörden, namhafte Industrielle Lind Künstler usw. gerne mit den Bürgern unter der Schellenkappe an den närrischen Sitzungen Lind Karnevalslustbarkeiten teilnahmen, so blieb es auch nach der Jahrhundertwende bis 1974", notierte Georg Spickhoff. Selbst der spätere General Erich Ludendorff, damals noch Oberst, ließ sich zur Freunde der 39er vom jecken Frohsinn anstecken. Und die Offiziere des 5. Husirenregiments kehrten sogar nach ihrer Abwanderung 1906 nach Karneval immer gern zum Karneval in Düsseldorf zurück.
Die Offiziere und wohlhabendere Bürger stellten auch ihre zwei- und vierspännigen Landauer zur Verfügung, als es 1907 eine neue Idee zu verwirklichen galt: Am Rosenmontag wurde ein großer Blumen-Korso nach Nizzaer Beispiel veranstaltet. Von berittenen Musikkapellen begleitet, zog der Korso durch die Straßen und zum Abschluß mehrmals durch die Alleestraße, wo obendrein eine Blumen-und Bonbonschlacht kleine wie große Bürger in Atem hielt.
Närrische Sitzungen und Maskenbälle, oft derart überlaufen, daß man keine Eintrittskarten mehr bekam, er hielten in jener Zeit aber zunehmend Konkurrenz: Neue Großgaststätten, Salonkapellen, das Apollo-Theater mit seinen ungeahnten Unterhaltungsmöglichkeiten, das Kino und anderes mehr warben nicht zuletzt in der Karnevalszeit ganz, besonders um Kundschaft. Dennoch: Die Narren wußten sich zu behaupten, vor allem auch dank ihrer ausgezeichneten Liederdichter und Büttenredner. "Alles, was sich im Jahresablauf in der Stadt ereignet hatte, wurde", wie Musikdirektor Joseph Neuhausen, ebenfalls aktiver Karnevalist, in seinen Erinnerungen über die Zeit um 1900 festhielt, "unter die kritische Lupe genommen. Findige und versierte Texter schrieben im Handumdrehen ihre spöttischen Verse. Die waren oftmals auch recht derb und brachten unverhohlen die Meinung der breiten Masse zum Ausdruck. Natürlich machte das Volk sich einen Spaß daraus, diese dichterischen Bekanntmachungen während der drei tollen Tage hingebungsvoll und mit Ausdauer durch die Straßen zu brüllen."
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