Pängke
Bis der letzte Groschen verjuxt war...
Wie in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts und auch noch später in Düsseldorf, damals ein stilles Städtchen, Karneval gefeiert wurde und was man alles dafür tat, hat Hans Müller-Schlösser, 1884 auf der Rheinstraße geboren („Nummer 10, Hinterhaus, zweiter Stock"), der geistige Vater des „Schneider Wibbel", anschaulich überliefert:
„Hochzeit, Kindtaufe, Namenstag, Kirmes und Fastelowend waren Feste, denen sich der Düsseldorfer mit der ganzen Kraft seines heiteren Temperaments hingab. Auf Fastelowend vor allem sprang seine Freude am Spaß über Tische und Bänke und hatte nicht eher Ruhe, als bis der letzte Groschen verjuxt war. Um ihn gehörig zu feiern, war dem Volk kein Opfer und keine Einschränkung zu groß. Man zwackte sich den Pfennig vom Munde ab, um für die tollen Tage genug Geld zu haben. Denn es mußte gut und viel gegessen und noch mehrgetrunken werden... Und wenn das gesparte Geld nicht langte, wurde zum ,Pängke', zum Pfandhause an der Krämerstraße, dem früheren kurfürstlichen Pagenhause, getragen, was eben entbehrlich war. Aus diesem und keinem anderen Grunde sah man an den Fastnachtstagen keinen Trauring. Und was sagte der Mann, als er das Bettzeug zum Pfandhause tragen wollte und die Frau deswegen schimpfte? ,Wat bruche mer op Fastelowend Bedder? Mer koome jo an dene Däch doch nit zom Schloofe.' Arm und reich mischte sich an den öffentlichen Redouten, die auch der Prinz von Preußen besuchte... Am Rosenmontag erschienen sogar die Zeitungen nicht, und die Geschichtsforscher zerbrechen sich noch den Kopf darüber, ob das zur Ehre des Rosenmontags oder zur Schonung der angestrengten Redakteure geschah. Die Damen-Comité-Sitzungen galten als eine so wichtige öffentliche Angelegenheit, daß das kleine Stadttheater am Markt den Beginn seiner Vorstellungen verschob, damit das Publikum nicht zu spät in die närrischen Sitzungen kam..."