Neue Herren
Äußere Zurückhaltung, wohlwollende Unterstützung - die Partei wählte gegenüber dem Karneval eine geschickte Taktik. "Sie rief", so Hüttenberger, "keine Widerstände hervor, sie kam den durch die Geldknappheit gebeutelten Karnevalsvereinen entgegen, und sie schien Übereinstimmung zwischen nationalsozialistischer Brauchtumspflege und karnevalistischen Traditionen anzuzeigen: Sie disziplinierte (auf diese Weise) mehr als alle staatlichen Verbote." Selbst das NS-Blatt "Rheinische Landeszeitung" verbreitete sich ausführlich - und positiv - über den Karneval. Die Narren schienen ungestört feiern zu können - und enthielten sich dafür in der Bütt - in vorherigen Zeiten wie auch heute die eigentliche Würze vieler jecker Reden - der Kritik an den politischen Verhältnissen. Um noch einmal Hüttenberger zu zitieren: "Der Karneval..., die rituelle Revolte vor dem Hintergrund christlicher Ethik, hatte seine Schärfe verloren, und es bedurfte schon einigen Mutes, wenn ein Karnevalist aus diesen gemütlichen Verhältnissen ausscheren wollte. Das Entsetzen über diese Verhältnisse, auf die man sich eingelassen hatte, kam erst später..."
In Düsseldorfs Narrenkreisen fand die neue Entwicklung aber keineswegs nur Befürworter und Mitläufer, sondern auch nachdrückliche Gegner. Eine Art Symbolfigur war hier Leo Statz, dem in diesem Buch ein gesondertes Kapitel gewidmet ist. Auch Männer wie Peter Bové, der Präsident des Allgemeinen Vereins der Karnevalsfreunde, der rum komissarischen Chef des im Oktober 1946 formell wiedergegründeten Karnevalsauschusses der Stadt gewählt wurde, machten in kritischer Zeit kein Hehl aus ihrer Antipathie; Bové mußte, wie einmal formuliert wurde, deswegen "recht unangenehmere Verhandlungen erdulden".
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