Mummerey

bei der Hochzeit der Markgräfin Jakobe; „Mummerey" mit tieferer Bedeutung


(Kupferstich: Diederich Graminaeus)
(Kupferstich: Diederich Graminaeus)

Ziemlich weit hergeholt wäre es, auch die prunkvolle Hochzeit der Markgräfin Jakobe von Baden mit dem Jungherzog Johann Wilhelm von JülichKleve-Berg im Jahre 1585 karnevalistisch einordnen zu wollen. Schon der Monat, in dem sich die beiden ewige Treue gelobten - es war der Juni -, spricht dagegen. Närrisch oder „ganz schon jeck", wie man heute zu sagenpflegt, ging es aber dennoch bei jener ernsten Angelegenheit in Düsseldorf zu.

Nachgeahmte Ritterturniere wechselten mit Schiffsfeuerwerk und -gefechten auf dem Rhein, wobei die zu Drachen und sonstigen Ungeheuern umgestalteten „Pötte" als Prototypen des Bösen natürlich unterlagen, und Maskenspielen - „Mummerey" mit tieferer Bedeutung: Sie sollte versinnbildlichen, daß zum gemeinsamen Leben Harmonie erforderlich ist und unschuldige Freuden erlaubt sind.

Schiffsfeuerwerk vor der Düsseldorfer Rheinfront als Jakobe ihrem Johann Wilhelm das Ja-Wort gab
Schiffsfeuerwerk vor der Düsseldorfer Rheinfront als Jakobe ihrem Johann Wilhelm das Ja-Wort gab

Das später als plump und sinnlos verteufelte Schaugepränge, das der fürstliche Landschreiber Diederich Grnminaeus ausführlich beschrieben und auch illustriert hat, stand in krassem Gegensatz zur Trostlosigkeit der Zeit. In weitem Ring um die Stadt waren Soldaten postiert, damit die Feierlichkeiten nicht durch Überfälle gestört wurden. Mit der gigantischen Fete begann auch die Tragödie der Jakobe, die nach ihrer tückischen Ermordung 1597 als „weiße Frau" im Schloß herumgeisterte-und zumindest in dieser Form auch das Brauchtum befruchtete.