Flut an Karnevalsvereinen
Nur sechs aus dem 19. Jahrhundert überlebten
Von den vielen Dutzend Düsseldorfer Karnevalsgesellschaften aus dem 19. Jahrhundert haben nur sechs bis heute überlebt: der Allgemeine Verein der Karnevalsfreunde von 1829, eine der ältesten närrischen Gesellschaften in Deutschland überhaupt, die Düsseldorfer Radschläger (1880), die Tonnengarde Niederkassel (1887), die Große Karnevalsgesellschaft, 1890 als „Kaffeepöttche" gegründet, die Düsseldorfer Bürgerwehr, 1592 aus dem Allgemeinen Verein hervorgegangen, und Närrisch Welthus von 1893. Im späten 19. Jahrhundert, aber teils auch schon in den Jahrzehnten zuvor, ergoß sich eine Flut neuer Kar nevalsvereine über die aufstrebende Stadt. Viele verschwanden schon bald wieder von der Bildfläche oder hauchten im Laufe der Zeit ihr jeckes Leben aus. Unter allen möglichen, teils exotischen Namen versuchten sie im Winterbrauchtum Fuß zu fassen. So gab es „Dotzmühle", „Schattenspeeler°, „Dötzer", „Mondwechsler", „Speckfliegen', „Windmüller", „Gurkenclub" und andere närrische Gruppierungen mehr. Ein um 1860 gegründeter Verein nannte sich „Die alde Hünkes', seine Mitglieder begrüßten sich mit "Wau-wau". Ihre Parole: „Die Schlachten sind geschlagen durch unsere tapfere Jönkes. Jetzt kommt die Zeit zum Handeln auch für die alde Hönkes!" 1876 lud in Bilk ein Verein namens „Hummdupp" in den „Düsseldorfer Hof" und nicht weit davon entfernt das „Närrische Dreieck" in eine Tonhalle. Ob „KrSllkopf" an der Adlerstraße, „Lulu" auf der Schadowstraße, „Der kleine Rath" am Luftballon, das „Schlagbömke" in Oberkassel oder „Eulenspiegel" in Unterbach vor den Toren der Stadt - überall regte sich der Karneval. Um die Zeit, da die „Große" ihre ersten Schritte tat, waren die ersten Zeitungsseiten in der Session mit kar nevalistischen Anzeigen zugepflastert. Da lud beispielsweise der „KauzVerein" („Gesellschaft Confidentiä') zu einer Gala-Damen-Sitzung ins Katholische Vereinshaus, wobei. die Damen höflichst aufgefordert wurden, „närrischen Kopfputz anzulegen". Generell schienen Damen-Sitzungen zu jener Zeit besonders hoch im Schwange. Allenthalben blieb das schwache Geschlecht unter sich oder wurde von den Herren bei deren Veranstaltungen freundlichst hinzugeladen. In den Annoncen tauchen auch andere Vereinsnamen auf, die längst vergessen sind: „Saxonia" oder „Närr. Einigkeit" aus Lierenfeld, die ihre Stadtväter-Sitzung sogar auf 5 Uhr, 71 Minunten, 11 Sekunden anberaumte, „Zacherlin", „Köln-Düsseldorfer Narrenzunft" (womit bewiesen wäre, daß sich die als feindlich apostrophierten Schwestern vom Rhein wenigstens auf jeckem Gebiet vertrugen), „Kladderadatsch", „Mottenburger", „Eintracht", „Blaue Wolke", „CongoBrüder", „Närrische Speckfliege' - sie alle und noch viele Vereine mehr hellten mit ihren Späßen das Grau des Winters etwas auf. Sogar der „Musikalische Bildungs-Verein" bat zu einem „Masken-Kränzchen, verbunden mit Überraschungen'. Unter der einen und anderen Anzeige stand in selbstbewußter Schlichtheit, wie sie manchen hohen Herren eigen ist, als Gastgeber nur: „Ich, der Präsident."