Die jecken Skandale
Nicht nur Fröhlichkeit bestimmte in den letzten 40 Jahren den Karneval
in Düsseldorf.
Helau, tätä, Pappnasen, Tanzgarden, Polonäsen, herrliche Rosenmontagszüge und ausgelassene Stimmung bis zum Abwinken. Das war unser Karneval in den letzen 40 Jahren. Die Kehrseite: Nicht, nur Fröhlichkeit, auch peinliche Pannen und Skandale bestimmten immer wieder mal das,jecke Brauchtum. Und einige der Fehlgriffe lösten sogar im Ausland heftige Negativ-Reaktionen aus.
1978 sollte Rechtsanwalt Dr. Jörg Weck Karnevalsprinz vier den. Zweifellos in erfolgreicher Jurist und ein Mann mit einem untadeligen Leumund Doch das Carnevals-Comtee (CC) hatte nicht bedacht, dass Weck einen Angeklagten in Majdanek-Prozess vertrat. In diesem Verfahren wurden die KZ-Verbrechen der Nazis auf geearbeitet. Morgens im Gerichtssaal die Darstellung des Grauens der Todeslager, abends „Helau" und lockere Prinzensprüche bei den Jeckenveranstaltung - das passte niclrt zusammen. Weck verzichtete schießlich auf die Prinzenrolle Aber der Schaden für das Ansehen war da.
Ein Jahr nach der Majdanek Peinlichkeit war Wolfgang Schackow Pasident des CC. Der Holzhändler aus Meerbusch, ein ausgewiesees Schlitzohr und ein Mann mit vielen Ideen, wollte frischen Wind in den Düsseldorfer Karneval bringen. Wochenlang arbeitete er an dem Plan, eine junge, hübsche Japanerin zur Düsseldorfer Venetia zu machen. Seine Absicht: Die Stadt wieder international in die Schlagzeilen bringen. Diesmal allerdings positiv.
Auf einer Versammlung des CC in der Rheinterrasse ließ er die Katze aus dem Sack: „Wir haben eine wunderschöne Japanerin als Kandidatin." Da sprang der Präsident eines angesehenen Vereins auf und fragte in die Runde: „Wieso das? Haben wir denn nicht genug hübsche Mädchen in Düsseldorf?"
Die Japaner reagierten prompt. Sie zogen ihre VenetiaKandidatin zurück. Wieder ein internationaler Schaden großen Ausmaßes. Japanische Zeitungen berichtoten äußerst kritisch über die „Bcleidigung" einer jungen japanischen Frau. Die deutschjapanische Welt kam erst wieder in Ordnung, als die Japaner einige Jahre später einen kostbaren Schrein im Rosenmontag mitlaufen ließen.