Bové, Peter
"Nochmal davongekommen"
Peter (Pitter) Bové, der Präsident des "Allgemeinen Verein", gehörte zu den Karnevalisten, die sich auch in der NS-Zeit nicht scheuten, den Mund aufzumachen. Anläßlich des 1. Internationalen Karnevalskongresses 1937 in München, wohin er mit einer Düsseldorfer Delegation gereist war, um mit Vertretern der bayrischen Faschingshochburg die Modalitäten einer Karnevals-Ehe zu erörtern, hätte er sich leicht um Kopf und Kragen reden können.
Auf einem der Feste, zu denen die Rheinländer eingeladen waren, sollte ein Düsseldorfer in die Bütt. Sein Freund Leo Statz bedeutete ihm, daß er, Pitter, das machen solle. Da sei er also in die Bütt gegangen, hat Bové auf einem Blatt Papier festgehalten, das inzwischen vergilbt ist, und den Närrinnen und Narren auf Hochdeutsch folgendes, erzählt:
Er habe geträumt, er sei in den Himmel gekommen und habe dort den Herrgott zum Petrus sagen hören, daß er mal sein Scherenfernrohr holen solle, und beim Blick durch das, Rohr gefragt: "Petrus, was ist denn auf der Erde so braun geworden?" Dessen Vermutung: Vielleicht sei da das braune Bier übergelaufen, das scheine in München zu sein. Da habe der Herrgott den Petrus gebeten, doch einmal einen Engel hinunterzuschicken, um nachzuschauen. Aber der Erzengel Gabriel, dazu auserkoren, sei nicht wiedergekommen, auch von dem Erzengel Michael, der nun der Angelegenheit habe nachgehen sollen, habe man nichts mehr gehört. Woraufhin die Reihe an Petrus selbst gewesen sei, sich auf der Erde umzusehen. "Er war noch keine 24 Stunden unten, da traf ein Telegramm im Himmel ein, gerichtet an den Herrgott, und darauf stand: Erzengel Gabriel und Michael im Konzentrationslager Dachau eingesperrt."
Unter großem Beifall sei er, Bové, von der Bühne herunter und an einen Tisch mit weniger begeisterten Leuten in SS-Uniform gerufen worden. "Du bist verhaftet", hätten sie ihm erklärt, ihm aber noch eine Flasche Sekt bestellt. Als sie erfahren hätten, daß zu seiner Delegation auch der Düsseldorfer Oberbürgermeister gehöre, hätten sie mit ihm die Flasche geleert, ihm auf die Schulter geklopft und gesagt: "Du bist ein mutiger junge, Du bist in Ordnung. Heil Hitler."
Wenige Jahre später wäre Peter Bové mit solcher "Büttenrede" in aller Öffentlichkeit kaum heil davongekommen.