Absage der Stadtverordneten
Stadtverordnete lehnten Zuschuss für den „Zoch" ab; Bevölkerung half aus der Patsche
Daß nicht erst das heutige Comitee Düsseldorfer Carneval seine liebe Not hatte, die erforderlichen Zuschüsse für den Rosenmontagszug ans der Stadtkasse zu bekommen (und schließlich ganz darauf verzichten mußte), beweist das Jahr 1929: Die Stadtverordneten lehnten eine Spritze von 10 000 RM mit 37 gegen 29 Stimmen ab. „In Anbetracht des noch ungedeckten Defizits im Vorentwurf des Haushaltplanes und insbesondere wegen der Not weiter Volksschichten" sprachen sich, wie das städtische
Presseamt mitteilte, im Finanzausschuß die Deutschnationalen, die Kommunisten und die Sozialdemokraten gegen die Beihilfe aus.
Daß der Chef der deutschnationalen Fraktion bei der Gelegenheit den Karneval „groben Unfug' nannte, trieb die Brauchtumsgrüße Georg Spickhoff,Stadtverordneter der Zentrumspartei, auf die Palme. In einem Riesenbericht im „Düsseldorfer Tageblatt" warf er dem Kontrahenten vor, mit seiner „unglaublichen Äußerung" weite Teile der Bevölkerung verletzt zu haben, und nannte die Ablehnung des Zuschusses wirtschaftlich kurzsichtig: Der „Zoch" verschafft, vielen Arbeit, verhindere am Rosenmontag die Abwanderung „tausender Mitbürger nach Köln und sonstwohin" und lasse u.a. auch bei der Rheinbahn die Kassen klingeln - im Vorjahr habe sie allein am Fastnachtsmontag 20 000 Mark mehr eingenommen. Von den zusätzlichen Steuern für die Stadtkasse gar nicht zu reden. Außerdem würde im Zug ein Wagen an die Zuschauer appellieren: „Vergeßt die Armen nicht!"
Daß der „Zoch" dennoch zog, war der Bevölkerung zu verdanken: Sie spendete, so gut sie konnte, um sich in der alles in allem trostlosen Zeit ein bißchen zu amüsieren. IS Grad unter Null waren kein Hinderungsgrund - man schunkelte sich halt warm.